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Freesenruum

Der Herd, ein Sparherd (Stangenofen) mit Bemalung ist als deutliche  Weiterentwicklung des Kochens zu sehen. War im Kolonistenhaus um 1900  noch eine offene Herdstelle im Wohnbereich zu finden, so ist mit einem  Sparherd weitaus mehr als nur ein Eintopf zu fertigen.
Die  Regulierung der Luftzirkulation war durch eine Luftzufuhrklappe bzw.  eine Verstellbarkeit des Rauchabzugskanals möglich. Dadurch konnte man  die Hitze regulieren. Von großem Vorteil war auch der Backofen, indem  man nun auch Speisen warm halten konnte.
Mehrere Gerichte konnten nun gleichzeitig gekocht bzw. gebraten werden. Die Nahrungsgewohnheiten  veränderten sich, es entstanden neue Kochbücher und Kolonialwaren  verfeinerten die Gerichte.
Der ganze Stolz einer Hausfrau war der blank geputzte Herd. Das tägliche Putzen erfolgte mit Sand und Asche.
Als Brennmaterial wurde weiterhin Torf eingesetzt. Über Nacht wurde ein  Brikett in feuchtes Zeitungspapier eingewickelt, dadurch blieb die Glut bis zum nächsten Morgen erhalten.

Auf dem Sparherd steht ein  Wendebackeisen auf dem folgendes Rezept zu lesen ist: 1 Pfund Mehl,
8  Eier, 1/2 Pfund Butter, 2 l Milch und 2 Stück Hefe’.

’Deern- un Musen maken kale Husen’ – Hochzeit in Ostfriesland
Quelle: Lüpkes, Wiard: Ostfriesische Volkskunde, Emden 1925.

 

In diesem Raum werden von der Gemeinde Wiesmoor seit 1998 Trauungen durchgeführt.

Heute ist es ein ’Traum in Weiß’, doch so war es nicht immer. Auf dem  Land und unter den Kleinbürgern und Arbeitern der Städte setzte sich  das weße Hochzeitskleid teilweise erst nach 1920/30 durch. Bis dahin  trug die Braut ein schwarzes Kleid, das sie auch nach der Hochzeit für weitere festliche Anlässe und natürlich auch im Trauerfall verwenden  konnte. Zum dunklen Kleid schmückte sich die Braut mit einem weißen  Schleier.

©Copyright: Hans-Jürgen Adams

In Ostfriesland wurde im Mai geheiratet. Noch bis in das 20. Jahrhundert  hinein ging ein Hochzeitsbitter durchs Dorf und lud zu der Hochzeit ein. Der Hochzeitsbitter hatte einen geschmückten Stab, einen  ’Schwalbenschwanz’, der mit bunten Bändern überladen war. Mit den  Worten: ‘ii schälen Saterdag in [Name der Brauteltern] sien Huus  kamen un kiken in de Bruutkiste.
(Ihr sollt Samstag in [Name] sein  Haus kommen und in die Brautkiste schauen) Mit der Brautkiste war die  Aussteuer gemeint, die es zu bewundern galt. Gefeiert wurde am Samstag, damit nicht zuviel Arbeitszeit verloren ging.
Am Vorabend der  Hochzeit wurde eine Ehrenpforte, ein Kranz aus Tannenzweigen von den  ledigen Jungen geschaffen und von den ledigen Mädchen mit Papierblumen  versehen. An Stangen wird der Kranz befestigt und vor dem Elternhaus der Braut aufgestellt. Das Kranzbinden und auch der Polterabend sind auch  heute noch Bestandteile einer Hochzeit.
Die hier ausgestellte  ’Ostfriesische Kirchgehtracht’ von Anna Gerhardine Heyen
(28.03.1880  – 20.04.1938) ist sicherlich auch das Brautkleid von ihr gewesen.

Im  Friesenzimmer wird das Mobiliar des Dorfschullehrers Hinrich Freese aus Poghausen ausgestellt. Es entspricht dem Zeitgeist der 1930er Jahre.  Die Kirchgehtracht ist eine Spende von Anne Flecht aus Filsum.