Die Tjalk – ein Plattbodenschiff
Die Tjalk ’Anna Sophie’ ist ein Plattbodenschiff, d.h. es hat keinen Kiel. Mit einem Tiefgang bis zu einem Meter eignet sich das Schiff hervorragend für das Befahren der Kanäle. Das wichtigste Erkennungsmerkmal sind die hölzernen Seitenschwerter links und rechts an den Bordwänden. Während bei einem Schiff mit Kiel der Kurs gehalten werden kann, ist das bei einem Plattbodenschiff nicht möglich. Um nicht abzudriften, werden die Seitenschwerter gesetzt. Die Seitenschwerter links und rechts am Schiff dienen somit als Ersatz für den Kiel. Die Plattbodenschiffe konnten im Wattenmeer auch Orte anlaufen, die keine Hafenanlage besaßen. Zum Be- und Entladen ließen sich die Schiffe trocken fallen. Das bedeutet, daß sie sich kurz nach dem Hochwasser auf den Sandstrand aufsetzten. Sie blieben dann bis zur nächsten Flutwelle dort liegen. Das dauerte etwa acht Stunden.
Als Frachtschiffe transportierten sie Torf aus dem Moor und brachten u.a. Schlick aus dem Wattenmeer ins Moor, um damit die Bodenqualität zu verbessern.
Im 18. Jahrhundert entstand in Ostfriesland eine selbständige Fehnschiffahrt und es siedelte sich ein selbständiges Spezialhandwerk, der Holzschiffbau, an. Es wurden insbesondere Tjalken und Mutten (Torfschiffe) gebaut.
Technische Daten:
Baujahr: 1920
Länge: 16,50 m
Breite: 3,60 m
Besatzung: 2 Personen
In den 1930er Jahren ging die Ä€žra des Holzschiffbaus zu Ende. Die Straße hatte sich als Transportweg durchgesetzt.
Diese Tjalk wurde in den Niederlanden gekauft und für das Torf- und Siedlungsmuseum restauriert. Finanziell wurde das Vorhaben von der Firma Bohlen und Doyen aus Wiesmoor unterstützt.
Torfschiff ’Tullum’
Das Torfschiff ’Tullum’ liegt auf BoDo’s Wieke. Es wurde mit dem Spitznamen des ostfriesischen Unternehmers Rolf Trauernicht benannt, da er sich als Sponsor für das Museum stark machte.
Bei den Fehnkanälen unterscheidet man zwischen dem Hauptkanal und den davon abzweigenden Seitenkanälen, die Wieken, Inwieken und Hinterwieken genannt werden. Bodo ist die Abkürzung für die Firma Bohlen & Doyen in Wiesmoor, mit deren Hilfe die Wieke angelegt wurde, von daher BoDo`s Wieke.
Mit kleinen Schiffen, den sogenannten Plattbodenschiffen wurde der gestochene Torf über die angelegten Kanäle zu den nahegelegenen Städten Emden und Wilhelmshaven gebracht. Für die Rückfahrt wurden unterschiedliche Materialien, etwa für die Schmiede im Dorf oder auch Schlick aus der Emsmündung zur Bodenverbesserung in der Landwirtschaft, geladen.
Da die Siedler auf den Fehnen ein karges Auskommen hatten, suchten sie sich Nebentätigkeien u.a. in der Fehnschiffahrt.
Es entstanden im 19. Jahrhundert, zur Blütezeit der Segelschiffe, viele kleine Schiffswerften in den Fehnorten. Hauptsächlich wurden Mutten, Poggen und Tjalken gebaut. Die Mutte, auch Torfmuttjes genannt, war das kleinste Schiff. Als charakteristisches Merkmal galt für die Mutten, daß sie schmal waren im Verhältnis zu ihrer Länge, einen flachen Boden und eine runde Kimm besaßen.
’Die ostfriesischen Schiffe zeichnen sich vor allem durch große Dauerhaftigkeit aus, da zu denselben nur das beste Eichenholz verwendet wurde.’
J. Fr. de Vries: Ostfriesland, 1881, S.259
Die Schiffe mußten getreidelt werden. Die Enge der Kanäle ließ es nicht zu, dass die Schiffe im Wind kreuzen konnten, somit konnte das Segel selten eingesetzt werden. Das Schiff wurde getreidelt, d.h. der Schiffseigner saß am Ruder und ein Schiffsjunge zog vom Ufer aus das Schiff.